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Gründung des Vereinsmuseums und die ersten Jahre (1883–1901)
Das Riesengebirgsmuseum in Hohenelbe (Vrchlabí) entstand dank der Bemühungen des Österreichischen Riesengebirgsvereins (ÖRGV), im Bemühen, das Riesengebirge für den Tourismus zu erschließen, es aber gleichzeitig auch zu schützen und tieferes Fachwissen zu vermitteln. Zu diesem Zweck wurde 1881 die Vereinsbibliothek gegründet. Sein Verwalter, der Industrielle und Naturforscher Viktor Cypers von Landrecy, wurde in der Folge mit der Leitung des Museums betraut, das 1883 vom Verein gegründet wurde. Cypers fing jedoch nicht bei Null an, sondern er konnte an das naturwissenschaftliche Kabinett des Ehepaares Kablík anknüpfen, das in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Vrchlabí tätig war. Den Kern des neu gegründeten Riesengebirgsmuseums, des ältesten in der Region, waren Cypers private botanische, zoologische und mineralogische Sammlungen. So war das Museum von Anfang stark naturwissenschaftlich geprägt, die Absicht der Gründer war es jedoch, eine Institution mit einem breiteren Spektrum aufzubauen. Kulturhistorische Exponate kamen jedoch nur zögerlich hinzu, und wieder einmal spielte hier ein wichtiger Mäzen aus dem Kreis der Vereinsmitglieder eine entscheidende Rolle – der Papierunternehmer Prosper Piette de Rivage. Das Museum besaß jedoch keine eigenen Räumlichkeiten, sondern befand sich wie auch die Vereinsbibliothek in Cypers Haus in Harta (Podhůří) bei Hohenelbe/Vrchlabí. Für die öffentliche Präsentation der Museumsarbeit musste so bis 1893 dessen Publikationstätigkeit ausreichen, dann stellte die Stadt dem Verein Ausstellungsräume in der Volksschule zur Verfügung – allerdings nur bis 1898. So mussten die Sammlungen wieder eingepackt werden und wanderten von einem Ort zum andern.
Stadtmuseum und gemeinsame Ausstellungen (1892–1917)
Im Jahre 1892 organisierte der Oberlehrer Emil Weiss eine Ausstellung über die Geschichte der Stadt Hohenelbe/Vrchlabí. Aus den gesammelten Exponaten gründete er dann ein selbständiges Stadtmuseum, das in den Jahren 1893 bis 1898 zusammen mit dem Museum des Riesengebirgsvereins im Schulgebäude Ausstellungen bot. 1901 musste Viktor Cypers die Leitung des Riesengebirgsmuseums aufgrund seines schlechten Gesundheitszustands aufgeben. Es war naheliegend, dass beide Institutionen ihre Kräfte bündelten und so wurde der Kurator des Stadtmuseums Emil Weiss neuer Kustos des Vereinsmuseums. Diese Verknüpfung erfolgte jedoch nur teilweise, d. h. lediglich in der Person des Verwalters, beide Institutionen blieben auch weiterhin formell selbständig. Nach einem dreijährigen Provisorium erwarben beide Museen im Jahre 1901 von der Stadt neue Räumlichkeiten im ehemaligen Spitalgebäude hinter der Kirche. Hier entstand eine gemeinsame Ausstellung aus zwei Komplexen – einem naturwissenschaftlich und einem historischen Bereich. 1908 löste Oberlehrer Gustav Brath, der zudem Herausgeber des Jahrbuchs des Vereins war, Weiss in der Leitung der Museen ab. Doch auch ihm gelang es nicht, die Vereinsmitglieder zu einer regeren Sammeltätigkeit zu animieren und das Museum aus seiner Stagnation herauszuführen. Es gab wohl Ideen, aber es mangelte am Willen, diese auch umzusetzen. Auch die Freigabe von Vereinsgeldern für den eventuellen Ankauf von Exponaten half nicht. Auch die folgenden Kriegsjahre waren einem Aufschwung der Museen kaum zuträglich.
Die goldene Ära des Vereinsmuseums (1917–1945)
Das stagnierende Museum brauchte einen kräftigen Impuls, um seine Aktivitäten wiederzubeleben.
Dieser kam mit dem Personalwechsel im Jahre 1917.
Es waren Lehrer des Hohenelber Gymnasiums, die ihm neue Kraft einflößten. So wird Dr. Karl Wilhelm Fischer Verwalter der Bibliothek und Dr. Karl Schneider Verwalter des Museums. Obwohl Schneiders in seiner ursprünglichen Ausrichtung Geologe war, lag der Schwerpunkt seiner beruflichen Arbeit in den Sozialwissenschaften. Mit seinem Elan, seiner Konsequenz und seinem Fleiß brachte er das Museum aus der Peripherie der Vereinstätigkeit heraus und machte es zum Aushängeschild des Riesengebirgsvereins. Dies war jedoch nicht sein Hauptziel. Sein Ziel war es, das Riesengebirgsmuseum in Hohenelbe zur fachlichen und methodischen Basis für die heimatkundliche Arbeit des gesamten nordostböhmischen Deutschtums zu machen. Seine intensive, durchdachte und zielgerichtete Sammlungsarbeit ging einher mit einer reichhaltigen Publikations- und Redaktionstätigkeit auf ordentlichem fachlichem Niveau, die weit über die damals übliche landeskundliche Produktion hinausging. 1920 wurden beide Museen schließlich formell zusammengelegt, doch selbst die 10 Räume im ehemaligen Spital reichten bald nicht mehr für die wachsende Ausstellung und die sekundären Museumseinrichtungen aus. Die Bemühungen, einen eigenen Neubau zu errichten, gingen ins Leere und so wurden die räumlichen Probleme erst 1941 durch die Inbesitznahme eines Teils des Gebäudes des Augustinerklosters gelöst. Der andauernde Krieg bremste jedoch die Arbeit in den neuen Räumlichkeiten, ja statt der Vollendung der geplanten Ausstellungen wurden die Sammlungsgegenstände in Kisten für eine mögliche Evakuierung verpackt.
Das verstaatlichte Museum unter tschechischer Regie (1945–1966)
Das Ende des Zweiten Weltkriegs brachte grundlegende Veränderungen mit sich. Der Deutsche Riesengebirgsverein hörte auf zu existieren und der Staat übertrug die Verwaltung seines Vermögens, also auch des Museums, dem Klub tschechoslowakischer Touristen. Jindřich Ambrož, der Konservator für Denkmalpflege und Naturschutz in Jilemnice, wurde mit der Übergabe des Museums betraut und er schlug den Heimatpublizisten Emil Flégl für das Amt des neuen Verwalters vor. 1946 wurde das Museum vom Kreis-Nationalausschusses übernommen und dies wandelte sich so vom Vereinsmuseum zum Kreismuseum. 1954 übernahm es noch das Stadtmuseum in Hostinné (Arnau) als Zweigstelle. Schon ab 1952 spielte das Museum gleichzeitig auch die Rolle eines Kreisarchivs. Von Anfang an stand es vor einer Reihe von Aufgaben, für die es weder personell noch materiell gewappnet war. Viel Arbeit war damit verbunden, den beschlagnahmten Besitz der Deutschen zu sichern und zu klassifizieren. Die Sammlungen wuchsen hierdurch zwar enorm an, aber deren Erfassung überstieg bei Weitem die Möglichkeiten des Museums. Die Ausstellungsaktivitäten spielten sich zunächst außerhalb des Museumsgebäudes ab. Schrittweise wurde eine Dauerausstellung für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht und 1958 mit der Eröffnung der Riesengebirgs-Gemäldegalerie abgeschlossen. Emil Flégl konzentrierte sich in seinen Forschungen vor allem auf die Geschichte der Arbeiterbewegung, aber diese fand überraschenderweise erst 1960 ihren Platz in der Ausstellung. Trotz der kläglichen personellen Besetzung kamen jedoch auch in dieser Zeit die Naturwissenschaften nicht zu kurz. Im Museum arbeitete ein vortrefflicher Präparator. Flégl selbst gründete und leitete einen aktiven ornithologischen Zirkel. Die Publizierungstätigkeit beschränkte sich in jener Zeit auf zunächst recht passable heimatkundliche Publizistik, die dann unter dem Druck der damaligen Verhältnisse aber eher zur ideellen Agitation degenerierte. 1960 wurde der Kreis Vrchlabí aufgelöst, neuer Betreiber des Museums wurde der Städtische Nationalausschuss. Dies verschärfte die finanziellen Schwierigkeiten noch und so wurde die Situation des Museums auf die Dauer untragbar. Namentlich das Klostergebäudes befand sich in einem desolaten Zustand.
Neuer Aufschwung unter der Verwaltung des KRNAP (1966–1994)
Die Rettung für das kollabierende Riesengebirgsmuseum kam mit dem Jahr1966, als es der Verwaltung des Nationalparks Riesengebirge unterstellt wurde. Zum Umschwung kam es jedoch nicht sofort und in allen Belangen. Der kritische Zustand des Gebäudes führte schon 1967 zur Schließung des Museums für die Öffentlichkeit. Im selben Jahr begann jedoch die systematische Pflege des Sammlungsfonds. Ab 1968 widmete sich der bisherige Direktor Flégl mehr und mehr unrühmlicher politischer Arbeit und so wurde Ing. Josef Fanta zur neuen profilierenden Persönlichkeit, der als stellvertretender Direktor der KRNAP-Verwaltung und vorübergehend auch als Leiter des Museums begann, aus diesem einen naturwissenschaftlichen Dokumentations- und wissenschaftlichen Arbeitsplatz des Nationalparks aufzubauen. Dieser Trend setzte sich auch nach der Vertreibung von Ing. Fanta fort. Zum ausschlaggebenden Wegbereiter wurde nun der neue Direktor des KRNAP, Ing. Jiří Svoboda, der beschloss, das Riesengebirgsmuseum in seine großzügigen Pläne für die Entwicklung der Aktivitäten des Nationalparks einzubeziehen. 1976 wurde ein Gesamtkonzept des Museums ausgearbeitet und man kaufte die drei historischen Häuser am Firiedensplatz/Náměstí Míru. Ursprünglich für den Abriss vorgesehen, wurden sie rekonstruiert und 1981 als weitere Ausstellungsräume für den Publikumsverkehr geöffnet. Ende der 1970er Jahre ging auch der Umbau des Hauptgebäudes in seine Endphase. Zum ersten Mal überhaupt erhielten die Museumsleute einen richtigen Arbeitsplatz und gehörig ausgestattete Depositorien. Gleichzeitig begannen die Arbeiten an der exzeptionellen audiovisuellen ökologischen Ausstellung „Stein und Leben“, die von Prof. Jan Jeník und dem Museumsbotaniker Dr. rer. nat. Jan Štursa entworfen wurde. 1984 öffnete die Ausstellung ihre Tore. In der Zwischenzeit wurden 1979 das Museum in Jilemnice und 1980 die Gedenkstätte der vergessenen Patrioten in Paseky nad Jizerou dem Riesengebirgsmuseum an der KRNAP-Verwaltung einverleibt. Die Mitarbeiter des Museums installierten zudem Dauerausstellungen im Riesengrund/Obří důl (1982) und in Rokytnice nad Jizerou (1985). Mit der Öffnung des Museums für die Öffentlichkeit im Jahre 1984 kam es zu weiteren organisatorischen Veränderungen und das Museum bekam wieder einen eigenen Direktor – Ing. Petr Štěpánek.
Die 1970er und 1980er Jahre waren einerseits von der erstickenden Atmosphäre der Normalisierung geprägt, andererseits brachten sie den größten Aufschwung des Riesengebirgsmuseums in Bezug auf die personellen und materiellen Ressourcen, von denen es in gewisser Hinsicht bis heute zehrt.
Bis zur Gegenwart (1994 – bis heute)
Nach 1989 endete die ideelle Aufsicht und die Museumsleute erhielten mehr Freiheit in ihrer Arbeit. Diese bewegte sich jedoch auch weiterhin in eingefahrenen Gleisen. Zum echten Wendepunkt kam es 1994, als die KRNAP-Verwaltung die Riesengebirgswälder zusammen mit einem Teil der Mitarbeiter der drei betroffenen Forstbetriebe übernahm. In der Folge durchlief das Unternehmen eine Reihe von Umstrukturierungen, die auch das Museum betrafen. Vor allem endete die Ära des Museums als Zentrum wissenschaftlicher Tätigkeiten auf dem Gebiet der Naturwissenschaften. Einige der Naturforscher wechselten an andere Arbeitsplätze, andere verließen das Unternehmen. Von der ehemals eigenständigen naturwissenschaftlichen Abteilung blieb im Museum nur noch ein einziger Mitarbeiter für den gesamten Problemkreis übrig. Dennoch wurden im Museum noch um die Jahrtausendwende gewisse naturwissenschaftliche Forschungen fortgesetzt – beispielsweise auf dem Gebiet der Ornithologie oder der Ameisenforschung durch Dr. Miles, oder der Geobotanik und des Lawinenstudiums durch Dr. Kociánová. Völlig neu war das Projekt von Dr. Materna, das Zecken und Springschwänzen gewidmet war. Der Fachbereich Sozialwissenschaften war von den Änderungen weniger betroffen. 1995 vollendete M. Bartoš, ein langjähriger Museumshistoriker und dessen späterer Direktor, die lang erwartete historische Ausstellung „Mensch und Berge“. Unter der Leitung seiner Nachfolgerin, der Ethnographin Dr. phil. J. Sojková, wuchsen die Ausstellungstätigkeiten in einem nie dagewesenen Ausmaß an, in einem Zug damit begann die Ära der europäischen Projekte, die unter der Leitung von Mag. O. Hájková ihre Blüte erreichten. Aus diesen Projekten wurden unter anderem die Fertigstellung des vierten Hauses am Friedensplatz/ Náměstí Míru finanziert und 2010 an gleicher Stelle eine neue Ausstellung eröffnet. Diese Projekte beeinflussten maßgeblich den Focus der Tätigkeit des Museums – auch in der folgenden Ära unter der Leitung von Blanka Zázvorková. Von grundsätzlicher Bedeutung für die langfristige Verbesserung der Pflege von Sammlungsstücken war der Bau eines neuen modernen Depositoriums samt Konservierungswerkstätten im Ortsteil Hořejší Vrchlabí im Jahre 2021. Im Vergleich zum vorangegangenen Zeitraum hat auch die Publikationstätigkeit der Museumsmitarbeiter deutlich zugenommen. Sie arbeiten an einer Reihe von Projekten zusammen – nicht nur mit Kollegen aus der KRNAP-Verwaltung, sondern auch in Universitäten und der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik.
Ein Museum ist jedoch nie eine abgeschlossene Sache und steht immer wieder vor neuen Herausforderungen, die die Zeit mit sich bringt.